Stille // Aufbruch
Oktober 2013 • Ausstellungen
Paul-von-Sternbach-Straße 3
Eröffnung 10.10.2013
19.00 Uhr 11. – 18. 10. 2013
Öffnungszeiten Mo– Fr: 10-12 Uhr – 16–18 Uhr / Sa. 10-12 Uhr
Die Figuren auf Christian Stechers Bildern erzählen.
Wortlose Geschichten formulieren sich; hier sprechen Konturen und Formen, Hintergründe und Umrisse, Farbschichten auf zartem, doch zähem Papier: von dem, was aus der Stille kommt, was die Niederlage nach sich zieht, was den am Boden Liegenden antreibt.
Eine heutige Welt kennt wenige Grauzonen: Gewinner auf der einen, Verlierer auf der anderen Seite. Eine Welt, die Erfolg und Nicht-Erfolg trennt, vergisst die verschiedenen Schattierungen authentischer und individueller Energie. So treibt diese Stecher’schen Figuren eine gewaltige Kraft an; eine Kraft, die nur aus der Stille, manches Mal aus der Erfahrung einer Niederlage kommen kann. Die Figuren – teilweise Figurengruppen – sind in einem Wandlungsprozess und formulieren sich selbst neu. Während Veränderung Teil des Daseins ist, spielt Christian Stecher bei seinen Arbeiten auf die doppelte Relevanz einer Neuorientierung an.
Zum einen ist das Sich-Auseinandersetzen mit der Umgebung: kräftiges Orange; einmal mutmachend, dann wieder bedrohlich, helle Gelb- und Grüntöne spielen mit freien, leichten Elementen einer Umgebung, die sogar die unfreiwillige Banalität des Alltags mit einzufangen scheint.
Der Mensch fungiert hier als Beobachter seines Umfeldes, das selbst nicht stabil ist – weil die Perspektive des Dargestellten im Sich-Verändern begriffen ist. Der Mensch, der sein Umfeld deswegen als prekär wahrnimmt, weil er selbst – das spürt der Betrachter fast körperlich, wie in einer Momentaufnahme des Ist-Zustandes – aus einem tiefen Schlaf, einer Erschütterung, einer Gefangenschaft, einer Niederlage kommt und die eigene Sichtweise auf die Umgebung dadurch verändert. Dunkles Braun und tiefe Schichten größerer Strukturen in Christian Stechers Bilder lenken den Blick auf den Wunsch nach Größerem, nach dem Fliegen-Können, der Politur, wie Rumi es so treffend formulierte. Immer im Wissen, dass weder das Sich-Verwirklichen noch das Sich-Verfeinern ohne die Reibung, ohne die Stille der Niederlage, ohne die Ruhe des In-Sich-Gehens möglich sein kann.
So verwundert es kaum, dass Technik und Materialien jene sind, die sie eben sind. Großformatige Papierbögen, auf dem Boden liegend bearbeitet erlauben Freiheiten. Wie auch die selbst-gemischten Farbpigmente: einmal mit Ei-Tempera, dann wieder mit Gummi arabicum oder mit Öl finden sie ihren Weg auf das Papier, setzen die Umgebung fest, bevor sich die Figuren mit Tusche oder Tempera, mit Ölkreiden oder Graphit-Pulver dem Bild nähern können.